Der Monatsbericht des RKI vom 07.07.2022″ im Detail

Pünktlich zur Bundestagsdebatte: RKI-Bericht zum “COVID-19-Impfgeschehen”
2 Millionen Impfversagen.

Um bei dem Wort zu bleiben: Es geschehen Zeichen und Wunder, indem das RKI nach monatelangem Schweigen nun zu diesem Thema Stellung nimmt. Das Dokument “Monitoring des COVID-19-Impfgeschehens in Deutschland Monatsbericht des RKI vom 07.07.2022” wird so eingeleitet:

Gleich zu Beginn wird auf die eingeschränkte Tauglichkeit der Zulassungen hingewiesen:

»Alle in Deutschland verwendeten COVID-19-Impfstoffe zeigten in den Zulassungsstudien eine hohe Wirksamkeit gegen eine symptomatische SARS-CoV-2-Infektion und schwere klinische Verläufe. Ob diese hohe Wirksamkeit unter realen Bedingungen ebenfalls vorliegt, war zum Zulassungszeitpunkt unklar: Während der Zulassungsstudien zirkulierten andere Virusvarianten als gegenwärtig, Menschen mit schweren Vorerkrankungen oder hochbetagte Personen waren nicht in die Zulassungsstudien eingeschlossen und die Dauer des Impfschutzes konnte nur eingeschränkt beurteilt werden.«

Das RKI erklärt nicht, warum es zwar über die ihm angeschlossene Stiko Empfehlungen für “Menschen mit schweren Vorerkrankungen oder hochbetagte Personen” herausgab, wenn sie in den Zulassungsstudien gar nicht berücksichtigt waren. Oder warum es lange Zeit nicht kommunizierte, daß “die Dauer des Impfschutzes nur eingeschränkt beurteilt werden konnte”, sondern das Gegenteil davon verkündete.

Keine Daten zu “Impfeffektivität gegen symptomatische Infektionen”

»In der Omikronwelle und bei geänderten Testpflichten ist davon auszugehen, dass sich das Testverhalten in der Bevölkerung vor allem bei milden COVID-19-Verläufen, die einen Großteil der übermittelten symptomatischen COVID-19-Fälle ausmachen, geändert hat. Dies kann zu einer Verzerrung bei der Berechnung der Impfeffektivität führen. Vor diesem Hintergrund wird zum jetzigen Zeitpunkt darauf verzichtet, mit Hilfe der Meldedaten die Impfeffektivität gegen symptomatische Infektionen zu berechnen. Ein vom RKI durchgeführter systematischer Literaturreview internationaler Studien zeigt inzwischen Ergebnisse zur Effektivität der Impfung gegenüber Infektionen verschiedener Schweregrade einschließlich symptomatischer Infektion mit der Omikron-Variante auf…«

Der entscheidenden Frage bei der Bewertung eines Impfstoffes, wie zuverlässig er Erkrankungen verhindert, stellt sich das RKI nicht. Statt dessen wertet man internationale Literatur aus, die wie zustandekommt?

“Impfquoten”: Bisheriger Tiefststand

»Die Meldung aller durchgeführten COVID-19-Impfungen an das RKI ist in §4 der CoronavirusImpfverordnung für alle Leistungserbringer rechtlich geregelt. Die Datenübermittlung erfolgt über drei Portale…

Es liegen damit unterschiedlich strukturierte Daten zu durchgeführten Impfungen und den Leistungserbringern vor, die in einer einheitlichen aggregierten Auswertung zusammengefasst werden…«

Dieses Verfahren ist nicht gerade transparent zu nennen.

»Seit Januar 2022 ist sowohl die Anzahl der sich an der Impfkampagne beteiligenden Impfstellen als auch die Zahl monatlich durchgeführter Impfungen rückläufig. Auch die Einbeziehung neuer Leistungserbringer (Apotheken und ZahnärztInnen) konnte diesen generellen Trend bisher nicht stoppen. Im Juni 2022 wurde mit knapp 1 Mio. Impfungen in 29.700 impfenden Stellen der bisherige Tiefststand des COVID19-Impfgeschehens erreicht…

Gegenwärtig sind 59.162.213 Erwachsene ab 18 Jahren (85,2 % der erwachsenen Bevölkerung) grundimmunisiert (Datenstand 04.07.2022). Darüber hinaus erhielten bisher 49.890.719 Menschen dieser Altersgruppe (71,9 %) eine erste und 5.837.234 (8,4 %) Menschen eine zweite Auffrischimpfung (s. Abbildung 2). Die Impfquoten im Zeitverlauf geben die zeitversetzten Priorisierungen und Impfempfehlungen für die Altersgruppen wieder. Noch keine Impfung erhalten haben rund 7,3 Mio. Personen im Alter von 18–59 Jahren und 1,9 Mio. Personen ab 60 Jahre. Neben dem Beginn der Impfung bei Ungeimpften besteht auch bei den bisher lediglich Grundimmunisierten der Bedarf, Impflücken zu schließen. So müssten noch ca. 1,3 Mio. Personen im Alter ab 60 Jahren und ca. 7,9 Mio. Personen im Alter von 18–59 Jahren ihren Impfschutz mit mindestens einer Impfung auffrischen. Gegenwärtig (Datenstand 04.07.2022) sind 4.520.716 (46,2 %) Kinder und Jugendliche im Alter von 5- 17 Jahren mindestens einmal geimpft und 4.192.136 (42,9 %) sind grundimmunisiert (s. Abbildung 3). Ungeimpft sind noch etwa 4,1 Mio. Kinder zwischen 5 bis 11 Jahren und 1,2 Mio. Jugendliche (12–17 Jahre). «

»Bisher wurden 905 Impfungen aus zahnärztlichen Praxen übermittelt.«

Über “Impfungen” in den seit Ende 2021 dazu berechtigten tierärztlichen Praxen wird nichts mitgeteilt.

Unsicherheit bei “Bundeslandimpfquoten”

»Eine konsistente regionale Zuordnung ist nur nach der Impfstelle, nicht jedoch nach dem Wohnort der Geimpften möglich. Diese Zuordnung ist auch bei der Interpretation der Bundeslandimpfquoten zu beachten. Da die regional nach Impfort zugeordneten Impfdaten zur Berechnung der Impfquote eines Bundeslandes auf die jeweilige Wohnbevölkerung bezogen werden, können dabei auch Anteile von >100 % kalkuliert werden.«

Langzeitpflegeeinrichtungen: Vierter Stich wenig begehrt

»Die Anteile der Bewohnerinnen und Bewohner bzw. der Beschäftigten, die bis Ende März 2022 eine 2. Auffrischimpfung erhalten haben, waren noch relativ gering und lagen bei 28 % bzw. 10 %. Abbildung 4 zeigt den zeitlichen Verlauf der Impfquoten zu den verschiedenen Erhebungszeitpunkten.«

“Wirksamkeit der COVID-19-Impfung” – Bekannte Statistik-Tricks

Das RKI hält an seinen Bestimmungen fest, die eine Beschönigung der “Impfeffektivität” bewirken sollen. Im Sinne des RKI Erkrankte gelten nicht als “grundimmunisiert”, wenn ihre Spritze weniger als 14 Tage zurückliegt. Ebenso verhält es sich mit “Aufgefrischten” für weniger als 7 Tage. Sie fallen sämtlich aus der Analyse heraus:

    • »COVID-19-Fälle galten als grundimmunisiert, wenn für sie in den übermittelten Daten 2 Impfdosen eines COVID-19-Impfstoffes (Comirnaty, Spikevax, Vaxzevria, Jcovden, Nuvaxovid oder fehlende Angabe zum Impfstoff) angegeben waren und das Datum der Gabe der letzten Impfdosis mindestens 14 Tage vor Erkrankungsbeginn2 lag. 
    • Als Fälle mit Auffrischimpfung galten Personen, für die in den übermittelten Daten mindestens 3 Dosen eines COVID-19-Impfstoffes angegeben waren und das Datum der Gabe der letzten Impfdosis mindestens 7 Tage vor Erkrankungsbeginn lag. 
    • Fälle, bei denen aus den Angaben ersichtlich war, dass sie mindestens 2 Impfdosen erhalten hatten und das Datum der letzten Impfdosis vor dem 01.06.2021 lag, wurden grundsätzlich als grundimmunisiert betrachtet, da eine Durchführung von Auffrischimpfungen vor diesem Zeitpunkt sehr unwahrscheinlich ist und es sich eher um Fehleingaben handeln könnte. Fälle wurden ebenfalls als grundimmunisiert betrachtet, wenn für sie in den übermittelten Daten mindestens 3 Dosen eines COVID-19-Impfstoffes angegeben waren, aber das Datum der Gabe der letzten Impfdosis weniger als 7 Tage vor Erkrankungsbeginn lag. 
    • Fälle galten als ungeimpft, wenn für sie übermittelt wurde, dass sie nicht geimpft waren. 
    • Fälle, die mit den vorliegenden Angaben nicht zu „grundimmunisiert“, „Auffrischimpfung“ oder „ungeimpft“ zugeordnet werden konnten, wurden komplett aus den Analysen ausgeschlossen. Hier konnten also Angaben zum Impfstatus gänzlich fehlen, unvollständig sein oder es wurde eine unvollständige Grundimmunisierung angegeben. 

2 War das Datum des Erkrankungsbeginns nicht übermittelt, wurde das Diagnosedatum bzw. Meldedatum verwendet.«

Schon wegen dieser Verzerrung sind die folgenden Daten nur mit großem Vorbehalt zu betrachten.

Auffällige Häufung von unplausiblen Impfangaben

»Aktueller Hinweis zur Datengrundlage: In zeitlichem Zusammenhang mit der Umstellung der Impfstatuserfassung in den Melde- und Übermittlungssoftwares (es können nun detailliertere Angaben zu jeder einzelnen COVID-19-Impfung eingegeben werden) kam es seit Februar 2022 bei mit bestimmten externen Softwareprodukten erfassten COVID-19-Fällen zu einer auffälligen Häufung von unplausiblen Impfangaben wie beispielsweise einer zu hohen Anzahl von Impfungen. In diesem Zusammenhang ist nicht auszuschließen, dass bis zur Behebung dieses technischen Problems ein Teil der übermittelten COVID-19-Fälle fälschlicherweise als vollständig geimpft gewertet und damit die berechnete Impfeffektivität unterschätzt wird.«

“Impfstatus” ist bei einem von drei hospitalisierten Fällen unbekannt

Aus insgesamt also fragwürdigen und fehlerhaften Daten werden folgende “Inzidenzen” berechnet. Zwar kennt das RKI von einem Drittel der betrachteten Fälle den “Impfstatus” nicht, kommt aber zu den fettgedruckten Ergebnissen:

»Für den in Abbildung 5 dargestellten Zeitraum (Datenstand vom 04.07.2022) konnte für 49.488 der 74.759 (66 %) übermittelten aufgrund von COVID-19 hospitalisierten Fälle der Impfstatus zu einer der genannten Kategorien (grundimmunisiert, mit Auffrischimpfung, ungeimpft) zugeordnet werden. Die Inzidenz der hospitalisierten COVID-19-Fälle ist in allen Altersgruppen im Verlauf der Omikronwelle gesunken, weiterhin zeigen sich in allen Altersgruppen die höchsten Inzidenzen in der ungeimpften Bevölkerung. Im Zeitraum MW 16–19/2022 war für ungeimpfte Personen das Risiko, aufgrund von COVID-19 in einem Krankenhaus behandelt zu werden 6,7‑fach (12- bis 17-Jährige), 3,7‑fach (18- bis 59-Jährige) bzw. 9,0‑fach (ab 60-Jährige) erhöht im Vergleich zu Personen mit einer Auffrischimpfung

Warum es willkürlich drei Wochen herausgreift, während die Kurven insgesamt aufeinander zulaufen und der Null zustreben, bleibt unklar:

Gut zu erkennen ist, daß bei Jugendlichen selbst nach diesen Zahlen es niemals mehr als 1,2 Hospitalisierungen pro 100.000 “Fällen” gab.

“COVID-19-Fälle nach Impfstatus und Impfdurchbrüche”

Einer fragwürdigen Behauptung folgt der Offenbarungseid:

»Für die COVID-19-Impfkampagne in Deutschland werden mehrere COVID-19-Impfstoffe verwendet, für die sowohl in den Zulassungsstudien als auch in epidemiologischen Beobachtungsstudien eine hohe bis sehr hohe Schutzwirkung (Schutz vor Infektion, symptomatischer Erkrankung, schwerer Erkrankung und Tod) ermittelt wurde…

Im gesamten Zeitraum von MW 05/2021 – 23/2022 war aus den übermittelten Angaben für 86 % der symptomatischen COVID-19-Fälle der Impfstatus bekannt. In diesem Zeitraum wurden unter den gemeldeten symptomatischen Fällen mit bekanntem Impfstatus insgesamt 2.062.073 Impfdurchbrüche identifiziert: 26.943 bei 5- bis 11-Jährigen mit Grundimmunisierung bzw. 2.439 mit Auffrischimpfung, 75.954 bei 12- bis 17-Jährigen mit Grundimmunisierung bzw. 28.313 mit Auffrischimpfung, 844.116 bei 18- bis 59-Jährigen mit Grundimmunisierung bzw. 734.948 mit Auffrischimpfung und 180.359 bei Personen ab 60 Jahre mit Grundimmunisierung bzw. 169.001 mit Auffrischimpfung…«

Hier ist die Erhebungslücke nicht ganz so groß wie bei den Hospitalisierungen oben, beträgt aber immer noch ein Sechstel.

Seitdem das RKI am 28.4. das letzte Mal zur “Impfeffektivität” Zahlen veröffentlichte, gab es somit diese Entwicklung:

In allen Altersgruppen lag der Zuwachs nach “Auffrischimpfungen” höher als nach “Grundimmunisierung”, am höchsten bei den unter 11-Jährigen.

Aus diesen Daten greift das RKI für die grafische Aufbereitung den Zeitraum vom 16.5. bis zum 12.6. heraus, wieder ist der “Impfstatus” in einem von fünf Fällen nicht bekannt:

»Der Impfstatus der aufgrund von COVID-19 hospitalisierten bzw. auf einer Intensivstation betreuten Fälle sowie der verstorbenen COVID-19-Fälle in den einzelnen Altersgruppen in den MW 20–23/2022 ist in Abbildung 6 dargestellt. Diese Verteilung muss vor dem Hintergrund der Impfquoten in den entsprechenden Altersgruppen in der Bevölkerung betrachtet werden, die in der Abbildung ebenfalls aufgeführt werden. Für den dargestellten Zeitraum (MW 20–23/2022) war aus den übermittelten Angaben für 78 % der aufgrund von COVID-19 hospitalisierten Fälle der Impfstatus bekannt.«

Es lohnt ein Blick auf die einzelnen Grafiken:

Von fünf Millionen Kindern unter 11 Jahren wurden 14 im genannten Zeitraum in ein Krankenhaus eingeliefert, keines davon wurde intensivmedizinisch behandelt.

Für die Altersgruppe 12–17 sind die Zahlen noch kleiner:

Kaum als Argument für die “Impfung” taugen die Daten für die älteren Gruppen:

Bei derartig kleinen Zahlen sind die Diagramme nachgerade lächerlich. Das Fifty-Fifty bei den Todesfällen, das einen gewaltigen roten Balken hervorbringt, bezieht sich auf insgesamt zwei Verstorbene. Auf jeden Fall ist auch an diesen Daten ablesbar: Die Behauptung, die Mehrheit, gar die große, der PatientInnen sei nicht “geimpft”, war eine Lüge. Sie war nicht nur falsch, sondern eine bewußte Unwahrheit, da dieser Trend bereits in vorigen RKI-Berichten erkennbar war.

Das trifft auch auf die Gruppe der über 60-Jährigen zu, die wie stets nicht weiter differenziert wird:

Schutz wovor?

Selbst für den willkürlich herausgegriffenen Zeitraum kann das RKI nicht belegen, daß eine “Impfung” vor schweren Verläufen oder Tod schützt. Im Gegenteil: Blaue Balken dürfte es danach überhaupt nicht geben. Man müßte dann auch nicht die Frage stellen, warum die schwer Erkrankten und Verstorbenen in nahezu allen Fällen vor allem unter den Geboosterten zu finden sind.

Mit dieser Formel

versucht das Institut, die Lage zu retten und zu der eingangs dargestellten Bewertung zu kommen.

Negative “Impfeffektivität” nur statistisch

»Bei der Berechnung der Impfeffektivität kann es zu negativen Werten kommen. Ein negativer Punktschätzer bedeutet jedoch nicht, dass die Impfung das Risiko einer COVID-19-Erkrankung bzw. Hospitalisierung erhöht, sondern muss vielmehr als Ausdruck der statistischen Unsicherheit oder einer Verzerrung in den Daten interpretiert werden. Folglich wird in den hier präsentierten Abbildungen und Tabellen in diesen Fällen die Effektivität mit einer 0 ausgewiesen; es ist zu erwarten, dass sich diese Werte durch Nachmeldungen noch ändern können. Speziell bei der Altersgruppe 5–11 Jahre kann es zu einer Verzerrung der Daten kommen: Bei der aktuell nur niedrigen Impfquote in dieser Altersgruppe muss davon ausgegangen werden, dass ein verhältnismäßig großer Anteil der geimpften Kinder eine Vorerkrankung hat. Diese Kinder haben wiederum auch ein erhöhtes Risiko für eine COVID-19- Erkrankung oder Hospitalisierung.«

Daten hin, Daten her – und es war noch gar nicht davon die Rede, daß das gesamte Zahlenwerk auf einem fragwürdigen und nicht genormten PCR-Test beruht –, erwartungsgemäß lautet das Ergebnis des RKI:

»Zusammengefasst kann auch aktuell bei Dominanz der Omikronvariante für vollständig geimpfte Personen aller Altersgruppen – insbesondere für Personen mit Auffrischimpfung – weiterhin von einem sehr guten Impfschutz gegenüber einer schweren COVID-19-Erkrankung ausgegangen werden. Weiterhin zeigt sich für ungeimpfte Personen aller Altersgruppen ein deutlich höheres Risiko für eine schwere Verlaufsform der COVID-19-Erkrankung. «

Die nicht “Geimpften” wird das kaum beeindrucken, und die anderen sollten sich den ersten Satz noch einmal sehr gut durchlesen. Update: Die Kritik in einem Kommentar ist berechtigt, der zweite Halbsatz ist nicht sehr verständlich. “Geimpfte” sollten sich vor Augen führen, wer demnächst als “vollständig geimpft” gelten wird.

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Quelle: https://www.corodok.de/puenktlich-bundestagsdebatte-rki/